Wirkungsforschung zu OER

OER bieten eine Vielzahl an Vorteilen, z.B. die Zugänglichkeit und Anpassbarkeit an verschiedene Lehr- und Lernkontexte. Wie zuletzt vom BMBF und der KMK festgestellt, entfalten OER aber erst durch angeleiteten und didaktisch sinnvollen Einsatz ihre volle Wirkung. Wie sich diese Wirkung offenbart, können Forschende mit Methoden der Wirkungsforschung herausfinden.

Warum ist OER-Wirkungsforschung notwendig? 

Eine Wirkungsmessung von OER ist grundsätzlich für dieses relativ junge Forschungsfeld wichtig. Denn damit lässt sich überprüfen, ob und wie die Effekte, die OER zugeschrieben werden – etwa Chancengleichheit in der Bildung oder inklusive Lernsettings zu befördern —  in der Praxis zu finden sind. Eine Evaluation der Wirkungen zeigt zudem, wo das Modell OER in seiner Wirkungsentfaltung gehemmt wird. Diese Erkenntnisse können dann genutzt werden, um eine Anpassung der bestehenden Rahmenbedingungen für OER vorzunehmen. Aber zunächst gilt es, Methoden zu entwickeln, die OER messbar machen. 

Welche Herausforderungen ergeben sich bei der OER-Wirkungsforschung? 

Die Möglichkeiten, Wirkungen von OER zu messen, sind durch das offene Format erstmal begrenzt. Je offener lizenziert Bildungsressourcen sind, desto schwieriger gestaltet sich die Nachverfolgung der Nutzung. Beispielsweise können OER unter CC-0-Lizenz, ohne Angabe weitergegeben und verändert werden, sodass ihr Nutzungsweg nicht verfolgt werden kann. Auch Nutzung durch den Zahlungsverkehr nachzuweisen, besteht bei den überwiegend kostenfreien OER nicht. Die Nachverfolgung der Nutzung ist aber eine Voraussetzung, um herauszufinden, welche Wirkungen OER auf Lehr- und Lernkontexte haben. 

Wie lässt sich die Wirkung von OER feststellen?

Um die Wirkungen von OER zu evaluieren, muss zunächst festgelegt werden, anhand welcher messbaren Indikatoren, die Wirkung sichtbar wird. Dazu zählen z.B. 

  • Kenntnisse über OER: Den Zusammenhang zwischen dem Kenntnisstand zu OER und der Wirkung von OER zu untersuchen, ist ein lohnenswertes Unterfangen. Dabei sollte auch nach gängigen Praktiken bei der Suche und Verwendung von Unterrichtsmaterialien gefragt werden, um zu ermitteln, ob Lehrkräfte und Schüler:innen etwa OER nutzen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Der so ermittelte Kenntnisstand und die Nutzungspraxis können anschließend zueinander in Beziehung gesetzt werden.
  • Einstellungen und Haltung der Lehrkräfte: Es ist davon auszugehen, dass die Nutzung von OER stark von den persönlichen Einstellungen von Lehrenden abhängt. Deshalb sollte diese Dimension abgefragt werden. 
  • Offene Policies und offene Praktiken: Die Wirkung von OER ist auch abhängig von den Vorgaben von Bildungsinstitutionen bzw. der Bildungspolitik. Wenn sich diese Institutionen in Richtung Open Policies und Open Educational Practices öffnen, werden Strukturen geschaffen, in denen OER gedeihen – so die Hypothese. Forschung könnte hier den Stand der OER-Policies erheben und mit der Nutzung von OER in Beziehung setzen.

Wie kann Wirkungsforschung zu OER konkret realisiert werden? 

Die oben vorgestellten Indikatoren müssen nun als Fragen formuliert und in einer Skala abgebildet werden, nur so werden sie messbar (z.B. „Wie häufig verwenden Sie OER: immer, meistens, manchmal, nie“). Dabei ist zu beachten, dass OER-spezifische  Fachtermini evtl. nicht bekannt sind. Die Fragen müssen demnach so formuliert sein, dass das komplette Wissensspektrum rund um OER differenziert abgebildet werden kann. 

Für die Konzeption einer elaborierten Fragen-Skala wäre ein Zusammenschluss von Expert:innen der Bildungsforschung und aus der OER-Community hilfreich. Aus den kumulativen Expertisen ließe sich eine OER-Skala entwerfen und in empirischen Bildungsstudien verankern, deren bereits bestehende Struktur ideal für OER-Wirkungsforschung genutzt werden könnte. Denn in internationalen Bildungsstudien wie TIMSS und PISA werden nicht nur in einem regelmäßigen Zyklus die Lehr- und Lernbedingungen erfragt, sondern auch mehrere Zielgruppen (Schüler:innen, Lehrkräfte, Eltern und Schulleitungen) befragt. Diese bestehende Struktur wäre für die Erschließung von OER-Forschung gut zu nutzen.

Quellen: 

Armellini, A. &  Nie, M. (2013). Open educational practices for curriculum enhancement. Open Learning. 28(1), pp. 7-20. 0268-0513. DOI: http://dx.doi.org/10.1080/02680513.2013.796286M. 

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) & Kultusministerkonferenz (2015). Bericht der Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Länder und des Bundes zu Open Educational Resources (OER). Unter: https://www.bildungsserver.de/pdf/Bericht_AG_OER_2015-01-27.pdf [zuletzt eingesehen am 06.10.2020]

Lane Fischer, John Hilton, T. Jared Robinson and David Wiley (2014): The Impact of Open Textbooks on Secondary Science Learning Outcomes. In: Educational Researcher (43.7), S. 341-351. 

Orr, D., M. Rimini and D. Van Damme (2015), Open Educational Resources: A Catalyst for Innovation, Educational Research and Innovation, OECD Publishing, Paris. DOI: http://dx.doi.org/10.1787/9789264247543-en

Zawacki-Richter, O. (2012). „Eine vergleichende Impactanalyse zwischen Open Access und Closed Access Journalen in der internationalen Fernstudien- und E-Learning-Forschung“, GMW, Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft, 12.09.2012, Wien (Österreich).

Creative Commons LizenzvertragDieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name der Urheberin soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Celestine Kleinesper für OERinfo – Informationsstelle OER.

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